Mein Gott, ist das kompliziert mit der Geldproduktion! In einem hochkomplizierten Verfahren kauft die EZB „Wertpapiere“ mit lustigen Buchstaben aus dem Markt und gibt den Inhabern dafür frisches, aus dem Nichts produziertes Geld. Das soll gegen Deflation helfen und die Welt glücklich machen. Das ist in etwa so, als schlage man mit dem Staubsauger einen Nagel ein. Wenn Nägel mit Köpfen, dann richtig!

Kennen Sie das? Wenn man mal die Mülltonne vergisst, vor die Tür zu stellen, weiß man was passiert, vor allem im Sommer. Dann wartet man sehnsüchtig auf das orangefarbene Auto. Inzwischen sind ja auch schon die Müllschlucker der EZB unterwegs. Kommen sie auch durch meine Straße? Ich werde sie am blauen Auto mit vielen Sternen erkennen.

Viel einfacher wäre es doch, Draghi und seine Kollegen gingen von Haus zu Haus und verteilten an Türen, Toren, Pforten und auf dem Marktplatz ihre bunten Scheine. Das würde die Popularität der Herren steigern und auch die Preise. Danach sehnt sich doch die EZB. Ein paar Milliarden Euro in meinem verschlafenen Örtchen verteilt – ich glaube schon, dass sich das allgemeine Preisniveau erhöhen würde.

Sollte unsere Politik das nicht erreichen können oder sollten sich weitere Risiken für die Preisstabilität zeigen, würden wir den Druck erhöhen und die Kanäle verbreitern, über die wir intervenieren, indem wir die Größe, die Geschwindigkeit und die Zusammensetzung unserer Käufe ändern. (Mario Draghi)

Ähm… Zusammensetzung?

Moment! Wenn diese fremdländisch sprechenden Anzugträger plötzlich Geldscheine verteilen würden, dann könnten Leute denken, die kämen von der Mafia, waschen Geld oder gehen anderen dunklen Geschäften nach. Alles richtig! Ich stelle mir gerade vor, wenn die Polizei die Herrschaften einsammeln sollte…

Reichtum ist heute ganz einfach

Kann man den Leuten nicht einfach Geld aufs Konto überweisen, statt es so umständlich den Banken und Pensionskassen in den Hals zu stopfen? Bei der Beschaffung der nötigen Bankdaten der Privatleute hilft die NSA sicherlich gerne. So aber macht man die Sache viel zu kompliziert. Vielleicht funktioniert sie nicht, weil nur Wenige das frische Geld bekommen. Was machen sie damit? Shoppen gehen? Unsinn, und wenn, dann tauschen die einstigen Geldversprechen gegen wirklichen Besitz.

Schon die Ankündigungen der Aufkäufe von Papieren sorgten dafür, dass die Preise wie durch Geisterhand gestiegen sind. Dadurch wurde ein zusätzliches Vermögen von unzähligen Milliarden geschaffen, natürlich bei denen, die diese Papiere besaßen – ein kleines Zubrot ganz ohne Anstrengung. Wenn die Kurse steigen, wird sich der eine oder andere an den alten Satz erinnern: „Wer heilt, halt Recht“

Weidmann warnt mal wieder

Auch Backe! Jetzt warnt auch noch Bundesbankchef Jens Weidmann vor den EZB-Maßnahmen. Er warnt gerne und er warnt viel. Was soll er sonst tun? Dennoch ist es gut, richtig und wichtig, dass es Warner gibt. Es befördert den demokratischen Prozess im Streit um Lösung, die ohnehin schon feststehen. Neulich war ja zu lesen, dass in der EZB eine Art von Küchenkabinett regiert. Ob Malta auch dabei ist? Schließlich hat die kleine Insel ein BIP in der Größenordnung des Umsatzes aller Berliner Friseure. Herr Nowotny von der Österreichischen Nationalbank warnt auch und riet der EZB, in der er sitzt, sie solle ihr Pulver nicht so schnell verschießen. Manche Notenbankchefs verstehen sich wirklich auf Satire. Doch es kommt noch besser…

Der Speicher der EZB (Bilanz) wurde in den letzten Wochen mit 12,7 Milliarden Euro gefüllt. Für diese Summe aus dem Nichts kaufte sie „Covered Bonds“ (Pfandbriefe= Briefe mit Pfand). In der letzten Woche für 2,2 Milliarden Euro. Das frische Geld soll die Wirtschaft beflügeln, sagen die Experten. Da bin ich mir nicht sicher. Leider verfüge ich nicht über „Covered Bonds“, die ich bei der EZB gegen Geld tauschen kann. Hätte ich das, würde ich Daxxe kaufen oder besser noch Gold. Ich besitze nur mehrere bunte Mülltonnen vor der Tür. Sollte ich sie mit „Covered Bonds“ beschriften? Das erhöht die Chancen auf ein tolles Weihnachten, wenn auch erst 2015 oder 2016.

Das theoretische Aufkaufvolumemn für „Covered Bonds beziffert EZB-Vizepräsident Vitor Constancio bei Einhaltung der beschlossenen Qualitätskriterien (jederzeit abänderbar) auf rund 600 Mrd. Euro. Es gibt aber noch den 690 Milliarden Euro großen ABS-Markt (Kreditverbriefungen). 400 Mrd. Euro davon sind “aufkaufbar. Sollte das auch nicht ausreichen, dann sind Staatsanleihen dran. Davon gibt es viele Billionen. Das das dem Euro nicht bekommt, ist verständlich, aber gewollt.

Damit soll die EZB-Bilanz um eine lächerliche Billion auf dann drei Billionen Euro aufgefüllt werden. Es würde die Liquidität in der Wirtschaft direkt erhöhen, heißt es. Halleluja! Und wenn das alles nichts hilft? Dann kann man die „Qualitätskriterien“ sicherlich noch modifizieren. Dann endlich kommen meine bunten Mülltonnen ins Spiel. Und auch der Sperrmüll.

Obwohl die Finanzmärkte jetzt schon in Liquidität baden, herrscht dort immer Sorge vor einer großen Dürre. Dass die EZB aufkauft, erregt inzwischen kaum mehr großes Interesse. Schließlich hat das der Draghi so oft angekündigt, dass dieses Thema in den Redaktionsstuben so beliebt ist wie eine nicht funktionierende Kaffeemaschine. Mehr noch: Es scheint inzwischen so einschläfernd zu sein, dass Redakteure mit bedenklich niedrigem Koffeinspiegel solche Überschriften produzieren…

 

 

Frank Meyer - www.rottmeyer.de

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"